Ein Ferienhaus am See, mit Bootssteg. Mit einem grünen Grundstück ohne zu viele Bäume. 30 Minuten von Berlin, in gutem Zustand, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Bezahlbar.

So etwas gibt es nicht. Sonst wären wir nun Besitzer. Da sind wir sicher.

Ihr Suchauftrag hat ein neues Angebot gefunden!

Das kann ja nicht so schwer sein, sagt sich der Familienrat: Auch wenn ein paar mehr Berliner als noch vor wenigen Jahren irgendwas im Grünen suchen.

Der Plan wird ausgearbeitet: Zack, Suchauftrag auf den Kleinanzeigenportalen und Immobilienseiten eingeben, Angebote abwarten und zuschlagen. Eingabe der Suche nach Ferienhäusern und Pachtgrundstücken in Erkner, Woltersdorf, Schulzendorf, Schmöckwitz, Werneuchen, Wandlitz, Strausberg und überall dazwischen.

Okay, da da wenige Suchergebnisse auftauchen, dann eben weiter nach Wandlitz, Zehdenick, Müncheberg, Luckenwalde. Hmm, das ist doch zu weit. Anfängliche Euphorie für das Projekt war zwischenzeitlich in Resignation umgeschlagen. Aber als gefestigte Familie zieht schnell Realismus und ein optimistischer Blick auf das Vorhaben ein. Etwas länger dauert es, bis von der Bestimmerin ein realistischer Umkreis definiert ist. Die ersten Angebote sehen super aus.

Nur tut sich uns nun eine weitere Problemstellung Herausforderung auf. Die Anbieter scheinen sich beim Preis für das Ferienhäuschen oder die Ablöse für den Bungalow allesamt um eine Stelle vertan zu haben. Statt 5.000 steht da 50.000 Euro, statt 10.000 für ein Feriengrundstück 100.000 Euro.

Gartenfreunde haben Parzellen frei

Kein Ferienhaus auf eigenem Grund, okay. Wir finden schnell, dass das ja nicht unbedingt sein muss. Im Gegenteil. So ein Ferienhaus wirkt ganz schön elitär, und mit Statussymbolen haben wir es ja nur selten. Der Familienrat berät wieder einmal schnell: Kleingartenanlagen sind auch hipp und angesagt und wir ist quasi gezwungen, zu tun, was wir sowieso tun wollen: Gärtnern. Die Preise in den Kleingartenanlagen (KGA, das reicht künftig!) deutlich mehr im Budget. Manches Angebot fängt schon bei 2.000 Euro an. Das passt. Also los.

Unter der Brücke

Die ersten Besichtigungen sind spannend. Bei Bekannten in der Gartenanlage finden wir es super, aber der Standort ist für einen autofreien Haushalt für uns völlig ungeeignet. Verläuft die Prüfung der Autobeschaffung noch mit einem unklaren Ergebnis, so ist doch schnell klar: Das ist uns zu weit weg. Wir schauen weiter.

Gezeigt werden uns Asbestruinen und Holzruinen als Bebauung auf Kleingartengrundstücken. Einmal stehen wir trocken bei Regen direkt in unserem vielleicht zukünftigen Garten, unter einer Autobahnbrücke. Lauter ist es hier als zu Hause in der Großstadt, viel lauter. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Beinahe kommt die Resignation zurück, da treffen wir auf zwei Offerten: Einmal heißt es "Graslandparzellen zu verpachten", bei dem anderen "einzelnes Pachtgrundstück mit Laube".

Grasland versus Casting

Kaum hingefahren, finden wir es schön dort. Ruhig, inmitten von Feldern, in schöner Landschaft. Beide, sowohl das Pachtgrundstück wie die Graslandparzelle sind in der Nähe von einem See. Das stimmt uns hoffnungsfroh.

Beim einzelnen Pachtgrundstück finden wir uns in einer Art Warteschlange wie bei einem Casting wieder. Wir geben ein Angebot ab - und erhalten kurz danach die Mitteilung, dass das leider nichts wird. Wahrscheinlich haben wir etwas falsch gemacht.

Anders bei der Graslandparzelle: Sofort werden wir freundlich aufgenommen, bekommen viele Infos und fühlen uns wohl. Einzig die Kalkulation der Investition schockt uns: Da dort nicht einmal ein Schuppen oder eine Pflanze auf dem Grasland wächst, müssen wir bauen und selbst anlegen. Das könnte teuer werden.

Egal: Projekt ist Projekt; besonders gut ist ein Projekt, wenn am Anfang viel unklar ist, das Ziel aber deutlich vor dem eigenen Auge schwebt und die Risiken hoch sind.